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VI.

Burger

Pommes und Burger an einer Straßenkreuzung, Abendlicht, späte Hitze, gerade angekommen in einer mir nicht gut bekannten Stadt. Schon auf dem Weg vom Bahnhof hierher begegneten mir Leute in Tracht, die einen geschmackvoll, die anderen nicht. Touristen, ein paar drahtige, gebräunte Einheimische. Auch auffallend gut gekleidete Familien, alle farblich aufeinander abgestimmt und sich dessen bewusst, wie sie wirken. Wenig Gratler. Ich inmitten eines Lebensabschnittes, in dem es sich lohnt innezuhalten. Einiges habe ich erlebt. Wie man die sich selbst gesteckten Ziele erreicht, konnte ich noch nicht herausfinden. 

Gleichmäßiges Motorenrauschen ringsherum. Von links hinten, von rechts hinten. Eine Wespe an meinem Burger. Um nichts in der Welt möchte ich jetzt an einem anderen Ort sitzen als an dieser Pommesbude. Plötzlich ist es gut, alles, auch das, was noch nicht war und das, was fehlt. Das was fehlt ist kein Verlust mehr. Es war schließlich noch nicht da. Es ist nur falsche Vorstellung. Das an mir Nagende ist im Abendlicht weg geflogen.

Links neben mir sitzt eine Familie mit zwei jugendlichen Kindern. Der Vater ist mit einem Skateboard gekommen. Auf der anderen Seite zwei hungrige Radfahrer, der eine dick, der andere dünn. Dialekt sprechend. Innen in der Pommesbude hat sich eine Gruppe junger Studenten breit gemacht, die wissen was schick ist. Ich nicht zugehörig zu den einen oder den anderen. Das ist das Größte.

Der Lärm wird zu Licht, das Geplapper hell und geborgen und bunt und explodierend, so köstlich der Lammburger. Alles fügt sich zusammen, die Eindrücke, die Gefühle. Was ich sehe und höre, rieche, schmecke rückt so dicht aneinander, schiebt sich in mir übereinander und presst sich als verdichtete Masse durch jede Pore meiner Haut nach aussen und lässt mich vor Glück erstrahlen.

08.August 2019

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